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Kulturwissenschaftliche Fakultät

Fachgruppe Soziologie

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Tagung Feindschaft. Eine 'negative' Soziologie des Anderen

7.-9.12.2023 S5 GW II und S120 GW I.

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Hass, Vergeltung, Vernichtung – bei alldem handelt es sich keineswegs um ‚unsoziale‘, sondern um genuin soziale Phänomene, die sich in allen Epochen der Menschheitsgeschichte beobachten lassen. Das gilt auch für die Gegenwart, wofür der terroristische Angriff der Hamas auf Israel, der Krieg in der Ukraine, aber ebenso Anfeindungen des Rechtsstaats, der internationale Terrorismus und andere Beispiele genannt werden können. „Seit dem Ende des Kalten Krieges hat man vergessen, dass es auch Feinde geben kann“, äußerte kürzlich Helmut Lethen in einem Interview mit der NZZ mit Blick auf die Bundesrepublik.
Die Soziologie hat bisher erstaunlich wenig über Feindschaft als soziale Beziehungsform zu sagen gehabt, sieht man von Carl Schmitt und dessen Rezeption ab. Die in der westlichen Soziologie geläufigen Grundbegriffe – „Perspektivenübernahme“ (Mead), „kommunikatives Handeln“ (Habermas), „Kooperation“ (Tomasello), ja selbst Bourdieus Konfliktsoziologie – sind mit, wenngleich meist unausgesprochenen ‚positiven‘ Vorzeichen versehen. Von Phänomenen der Feindschaft keine Spur. Man könnte sogar sagen, die außergewöhnliche Periode einer westlichen Friedensordnung nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelt sich in der ‚positiven‘ Tendenz dieser Soziologien wider. Die Autoren, die die Feindschaftsthematik ausdrücklich behandelt haben, waren beziehungsweise sind überwiegend keine ausgewiesenen Soziologen, sondern kommen unter anderem aus der Politischen Theorie, Rechtswissenschaft, Geschichte oder Theologie.

Das Ziel der Tagung besteht darin, Feindschaft in die systematische Begriffsbildung der Soziologie zu integrieren – und deren ‚positive‘ Tendenz, wenn auch nicht gänzlich zu verkehren, so doch um eine ‚negative‘ Stoßrichtung zu bereichern, welche antagonistische Konstellationen jenseits der Konkurrenz aufnimmt, die nicht mehr agonal, sondern polemologisch strukturiert sind. Mit anderen Worten geht es darum, zu einer ‚negativen‘ Soziologie des Anderen zu gelangen.

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