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Kulturwissenschaftliche Fakultät

Fachgruppe Soziologie

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Jahrestagung des Arbeitskreises »Thanatologie« Tübingen, 21./22. Marz 2024

Der Arbeitskreis Thanatologie der Sektion Wissenssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie erbittet Vortragsvorschläge für seine Jahrestagung, die am 21. und 22. März 2024 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen stattfinden wird:

Neues vom Tode: Aktuelle thanatologische Forschung im interdisziplinären Dialog

Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 21./22. März 2024

Als massenmediales Thema ist das Lebensende ein haufiger Bestandteil der alltaglichen Informationsflut: Gestorben wird im Krieg, im Krankenhaus, im dienstlichen Einsatz, im hohen Alter, zu fruh, nach langer oder kurzer schwerer Krankheit, durch eigene oder fremde Hand usw. usf. Demgegenuber sind subjektive Begegnungen mit Todesfallen gnadig selten, wenn man nicht gerade in professionellen Kontexten dem Lebensende ›von Berufs wegen‹ begegnet oder das Ungluck erleidet, in einem Krisenherd, einem ›failed state‹ und in anderen gefahrlichen Umgebungen zu leben.

Der thematisierte Tod ist folglich fur viele Menschen ein Abstraktum – wahrend zeitgleich nur fur wenige der abstrakte Einzelfall einen lebensweltlichen Einschnitt erzeugt. Notwendigerweise ist auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer abstrakt, da sie nicht lediglich von denjenigen betrieben wird, die aktuell von einem Verlustfall betroffen oder gar mit der Moglichkeit des eigenen Lebensendes konfrontiert sind. Ob sich aus der Distanz heraus ›adaquater‹ uber die sozialen Effekte des Todes diskutieren lasst, ist jedoch strittig. Wie Eva Illouz in ihrem therapiekritischen Buch uber die Errettung der modernen Seele unterstreicht, sind emotionale Anteilnahme und rationale Analyse entgegen anderslautender Geruchte keineswegs Antagonismen. Und uberhaupt stellt sich bei empirischer Forschung zum Lebensende die (auch methodologisch relevante) Frage, wie sehr Forscher:innen sich auf die Situationsdefinitionen interviewter Trauernder einlassen, wie sehr sie gefuhlsmaßig auf den Besuch in einem Hospiz oder auf die Analyse von Videomaterial zu Totungsgewalt u. dgl. reagieren durfen, vielleicht sogar müssen, um die implizierten gesellschaftlichen Konsequenzen der entsprechenden Fallkonstellationen jenseits bloß quantifizierender Betrachtungen nachvollziehen zu konnen.

In der Konfrontation mit Sterbe- und mit Todesfallen evoziert, wie Thanatolog:innen wissen, der Tod selbst dann, wenn er ein Leben beendet hat, fur diejenigen, die sich damit analytisch befassen, Neuigkeiten – und zwar sowohl uber den Fall wie auch uber sich selbst. Da es sich hierbei um einen Effekt handeln durfte, der viele Disziplinen betrifft und insbesondere in Soziologie, Psychologie, Erziehungs- und Rechtswissenschaft, (Kunst-)Geschichte und verwandten Feldern auffindbar ist, bietet es sich an, die Jahrestagung des Arbeitskreises Thanatologie explizit einer interdisziplinaren Auslotung des Nachdenkens und Recherchierens uber den Tod zu widmen. Eingeladen sind Abstracts, die dem thanatologischen Forschen, seinen Grenzen und seinen Moglichkeiten sowohl auf empirischen wie auch theoretischen Wegen nachspuren.

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag (maximal eine dreiviertel Seite) zzgl. einiger Zeilen zu Ihrer Person, institutionellen Anbindung und thanatologischen Verortung bis zum 30. November 2023 an:

matthias.meitzler@izew.uni-tuebingen.de
thorsten.benkel@uni-passau.de
ekkehard.coenen@uni-weimar.de
m.sitter@t-kleineblume.de

Wir sind um eine zeitnahe Ruckmeldung bemuht. Die Veranstaltung findet in Prasenz statt und wird ggf. gestreamt. Reise- und Unterbringungskosten konnen leider nicht ubernehmen werden. Eine Veroffentlichung der Beitrage im Jahrbuch für Tod und Gesellschaft ist vorgesehen.

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